Die erste Werkstatt der Flug-und Arbeitsgruppe Fellbach – so hieß der Verein nach der Gründung – fand sich nach langem Suchen in der ehemaligen Nahrungsmittelfabrik Krumm. Diese befand sich auf dem Gelände an der Schaflandstraße, auf dem bis vor wenigen Jahren die Firma Mahle angesiedelt war. In dieser Werkstatt wurde das erste Flugzeug der Fellbacher Flieger - eine Grunau 9 – gebaut.
Allzu lange konnte in dieser Werkstatt nicht gearbeitet werden. Schon 1935 wurde diese wieder gekündigt, da die Firma Mahle das Gelände gekauft hat und dort den Bau ihrer Gießerei plante.
Die Suche ging wieder los. Eine Lösung fand sich in der ehemaligen Kapelle der Methodisten-Gemeinde in der Burgstraße. Dieses Gebäude steht heute noch.
Da sich 1938 ein Käufer für die Kapelle fand, wurde den Fliegern wieder gekündigt. Diesmal zogen sie in eine kleine Turnhalle, die damals an der Untertürkheimer Straße auf dem Gelände des Malergeschäfts Riegraf stand. In der Halle war endlich genügend Platz zum Arbeiten. Diese Werkstatt bestand bis zum Ende des Krieges. In den chaotischen Tagen nach Kriegsende wurde die Werkstatt leider geplündert. Nur noch ganz wenige Einrichtungsgegenstände konnten von Frau Schulin gerettet werden.
Nach der Neugründung der Fliegergruppe Fellbach war natürlich das erste Anliegen die Suche nach einer geeigneten Werkstatt.
In einem kleinen Raum in der Kappelbergstraße wurden die wenigen geretteten Gegenstände untergebracht, an ein vernünftiges Arbeiten konnte dort aber nicht gedacht werden.
Nach langer Suche fand sich dann eine Lösung in der damaligen alten Genossenschaftskelter auf dem Gelände des jetzigen Freibads. Dort zogen die Flieger im Januar 1951 ein.
Unter der Leitung von Werkstattleiter Otto Frey wurde dann auch umgehend mit dem Bau des Doppelraab begonnen. Dieses Flugzeug ist heute noch in Betrieb und die Fellbacher Flieger sind alle zwei Jahre beim Oldtimertreffen auf der Hahnweide mit ihm dabei.
Der Fotograf Manfred Barth war damals auch Mitglied. Er machte eine Bildreportage vom Bau des Doppelraab. Ein großer Bericht in der Verbandszeitschrift DER ADLER im Dezember 1952 machte die
Fellbacher Flieger in ganz Württemberg bekannt.
Das Titelbild zeigte Alfred Ebinger und Peter Schulin mit dem Seitenleitwerk des Doppelraab. Dieses Bild war auch in verschiedenen anderen Publikationen über den Segelflug zu sehen.
Schon drei Jahre später war es wieder soweit. Das Freibad wurde gebaut und die Flieger waren wieder einmal heimatlos. Bald wurde Ersatz gefunden und der Umzug in eine ehemalige Seifensiederei in
der Schwabstraße begann. Die kleine Werkstatt hatte zwar den Vorteil, dass sie schnell beheizt war, zum Arbeiten aber war sie fast zu klein. Vielleicht deshalb entschlossen sich die Flieger zum
Bau eines B-Spatz, der nur 13 Meter Spannweite hatte. Die Flügel passten auf der Helling gerade so hinein. Wenn man auf die andere Seite wollte, musste man die Türe öffnen, um vorbei zu kommen.
Trotzdem wurde der B-Spatz fertig und wurde im Juli 1955 getauft.
Die Odyssee ging weiter. Wieder Kündigung und keine neue Werkstatt in Sicht. Für die gesamte Einrichtung der Werkstatt fand sich in einer Scheuer in der verlängerten Schmerstraße eine
Unterstellmöglichkeit.
Aber nichts tun ist nicht die Sache der Flieger. Es wurde beschlossen, zunächst ohne Werkstatt mit dem Bau einer Schleppwinde zu beginnen. Ein Hinterhof bei einem Mitglied in der Kappelbergstraße
diente als Werkstattersatz.
Schon Herbst 1956 bahnte sich dann eine Lösung für das Werkstattproblem an. In der jetzigen alten Kelter an der Untertürkheimer Straße wurde uns eine Ecke angeboten.
So viel Platz war noch nie in einer Fliegerwerkstatt vorhanden. Unter der Bauleitung von Heinz Egelhof wurde ein Teil des Raumes mit einer Mauer abgeteilt und mit einer Balkenkonstruktion abgedeckt. Dies war dann der eigentliche Werkstattraum. Obendrauf war Platz genug für ein Büro. Und im verbleibenden Vorraum konnten die im Bau befindliche Winde und mindestens zwei Flugzeughänger abgestellt werden.
Fast zwanzig Jahre waren die Fellbacher Flieger dann in dieser Werkstatt. Doch auch hier kam dann wieder eine Kündigung. Bausachverständige haben damals festgestellt, dass die alte Kelter in
höchstem Maße einsturzgefährdet ist. Die Stadtverwaltung konnte also nicht anders handeln, als uns zu kündigen. Wir haben uns damals entschlossen, nicht mehr nach einem fertigen Gebäude zu
suchen, sondern nach Möglichkeit eine Werkstatt zu bauen. Die Stadtverwaltung hat uns bei der Suche sehr unterstützt. Nach einigen anderen Geländen war dann endlich der vermeintlich ideale
Bauplatz gefunden. Unterhalb des Schießsportzentrums in Schmiden hatte die Stadt noch einige Äcker in Besitz. Einen davon sollten die Flieger erhalten.
Also ging die Planung los. Bald fand sich auch ein passendes Gebäude. Durch Vermittlung und Mithilfe von Werner Jugelt wurde eine Werkhalle aus Stahl abgebaut und in wochenlanger Arbeit durch
sandstrahlen und lackieren wieder wie neu hergerichtet. Dies sollte das neue Werkstattgebäude werden.
Zusammen mit den Schützen wurden von den Fliegern eine Kleinkläranlage und ein Abwasserkanal vom Schießsportzentrum bis zu dieser Kläranlage gebaut. Mit großer Unterstützung der Firma Tiefbau-Off und des Mitglieds Werner Jugelt konnten diese Arbeiten sehr kostengünstig ausgeführt werden. Nach der Fertigstellung dieser Tiefbauarbeiten legte jedoch ein Grundstücksnachbar Einspruch gegen das Bauvorhaben der Fliegergruppe ein. Auch die Stadtverwaltung konnte den Nachbarn nicht davon überzeugen, dass hier ein Vereinsheim und keine Flugzeugfabrik gebaut werden soll. Noch heute ragt ein teuer bezahltes Stromkabel neben der Kläranlage aus dem Boden. Die Suche nach einem Grundstück ging also nochmals los. Diesmal ging es aber sehr schnell. Von der Stadtverwaltung erhielten die Segelflieger das Angebot, das neue Heim auf dem Gelände des städtischen Bauhofs zu errichten.
Nachdem die Bauplanung mit der Stahlhalle abgeschlossen war, fand Werner Jugelt nochmals eine Halle, die an der Schaflandstraße der neuen S-Bahn weichen musste. Bei der Besichtigung beschlossen
die Flieger spontan, jetzt auch noch diese Halle abzubauen und auf dem Bauhofgelände wieder aufzubauen. Bei bitterer Kälte erfolgte der Abbau der Halle in den Wochen nach Weihnachten 1976. Die
Leimbinder und Fassadenelemente wurden in der alten Kelter zwischengelagert. Die Einzelteile der Stahlhalle kaufte ein Handwerker aus der Backnanger Gegend.
Im März 1977 begannen die Bauarbeiten. Auch dabei war wieder Werner Jugelt mit seinem Maschinenpark im Einsatz. Viele Wochen wurde außer Mittwoch und Sonntag jeden Tag auf der Baustelle gegraben,
eingeschalt und betoniert . Besonders schwer war dies am Samstag, wenn die Esslinger Fliegerkameraden über der Baustelle in der Thermik kreisten.
Die Halle wurde vollständig mit den Materialien vom Abbau wieder aufgebaut. Das zusätzlich erforderliche Holz für die Zwischendecke und sonstige Einbauten stammt vom Abbruch der alten Stadthalle.
Wieder war es Werner Jugelt, der mit seinen Mannen den Abbruch durchführte. Beim Abdecken des Daches halfen die Flieger mit und konnten dann gleich die besten Balken aussuchen, die für den Neubau
geeignet waren.
Bis auf ganz wenige Spezialarbeiten wurden alle Arbeiten am Neubau von den Fliegern selbst ausgeführt. Dass beim Aufbau der Halle keinerlei Störungen oder Unfälle entstanden, grenzt an ein
Wunder. Wenn da manchmal ein Vertreter einer Bauberufsgenossenschaft vorbeischaut hätte, wäre sicher der Bau eingestellt worden.
Am 11. Juni 1977 fand das Richtfest statt. Den Richtspruch sprach Wolfgang Bährle :
Festgemauert in der Erden,
stand einst dies Haus am Bahndammrand,
abgebrochen sollt es werden,
ob sich vielleicht ein Käufer fand?
Nach dem die Sache kurz besprochen,
wurde die Halle abgebrochen.
Die Fliegergruppe fand sich schnell bereit,
vom Zahlen sprach zwar keiner,
doch sie opferten viel Schweiß und Zeit.
Nun war die Frage uns gestellt:
Wo wird die Halle wieder aufgestellt?
Vier Baugelände waren Schlappen,
beim fünften sollte es dann endlich klappen.
Mit neuem Schwung und viel Elan
gingen wir den Wiederaufbau an.
Es wurde gemessen und planiert,
die Fundamente wurden betoniert,
die Holzleimbinder aufgerichtet,
aus Eternit das Dach dann aufgeschichtet.
Es war die helle Freude, zu erleben,
dass Flieger nicht nur mit dem Flugzeug nach oben streben!
So unfallfrei, wie dieser Bau begonnen,
so soll er auch zu Ende kommen!
Mögen viele schöne Jahre unter diesem Dach vergehn,
denn einen weiteren Abbruch würden wir und unser Haus nicht überstehn.
Seit über 30 Jahren ist jetzt die Fliegergruppe Fellbach schon in dieser Werkstatt zuhause. Es wurde viel gearbeitet, aber auch viel gefeiert. Und es scheint so, dass die beiden letzten Zeilen
des Richtspruches in Erfüllung gegangen sind.